Psychologen, Psychotherapeuten und Psychiater werden immer wieder miteinander verwechselt. Diese drei Berufsgruppen haben zwar in der Tat viel gemeinsam, wie zum Beispiel die Diagnose von psychischen Leidenszuständen oder die Behandlung von Störungen, dennoch sollten sie klar voneinander unterschieden werden!

Psychologen
Nur wer das Universitätsstudium der Psychologie abgeschlossen hat, ist zur Führung der Berufsbezeichnung „Psychologe“ oder „Psychologin“ berechtigt. Bereits während des Studiums kann man persönliche Schwerpunkte setzen: dabei gibt es vielfältige Zweige beispielsweise Klinische Psychologie, Gesundheitspsychologie, Entwicklungspsychologie, Neuropsychologie, Biologische Psychologie, Sportpsychologie, Wirtschaftspsychologie, Rechtspsychologie, u. v. m. Absolventen des Psychologiestudiums, die die postgraduelle Ausbildung zum Klinischen Psychologen und Gesundheitspsychologen nicht abgeschlossen haben, ist es laut Psychologengesetz nicht gestattet, selbständig psychisch kranke Menschen zu untersuchen oder zu behandeln.

Klinische Psychologen
Die Ausbildung zum Klinischen Psychologen ist in Österreich gesetzlich eindeutig geregelt. Nur Personen, die das Universitätsstudium der Psychologie abgeschlossen haben ist es möglich diese Ausbildung zu absolvieren. Diese postgraduelle Ausbildung schließt einen über etwa 1 bis 2 Jahre dauernden theoretischen und praktischen Teil mit begleitender Supervision ein. Klinische Psychologen können in den unterschiedlichsten Bereichen tätig sein, wobei ihre Arbeitsgebiete Diagnostik, Beratung und Behandlung psychischer Störungen einschließen:

  • Klinisch-psychologische Diagnostik umfasst die psychologische Untersuchung von Menschen, die unter psychischen Störungen und/oder körperlichen Erkrankungen leiden, bei denen psychische Faktoren eine Rolle spielen mit Hilfe wissenschaftlich anerkannter und erprobter psychologischer Testverfahren.
  • Bei der Klinisch-psychologischen Beratung geht es um die Bereitstellung von Informationen und Entscheidungshilfen. Sie umfasst eine Unterstützung beim Aufzeigen und Eingrenzen der wichtigsten Probleme und Anliegen sowie passender Lösungsmöglichkeiten.

Klinisch-psychologische Behandlung beinhaltet neben einer Akutbehandlung auch vorbeugende sowie wiederherstellende Maßnahmen. Ziel ist es dabei, Krankheiten vorzubeugen, psychische Leidenszustände bzw. psychische Störungen zu lindern oder zu beseitigen sowie erkrankte Menschen in einer angemessenen Bewältigung ihrer Krankheit zu unterstützen. Klinische Psychologen setzen ihre Behandlung am jeweiligen Problem bzw. der jeweiligen Störung an und stützen ihre Vorgehensweise auf sorgfältige Untersuchungen und wissenschaftliche Theorien. Sie gehen von den psychologischen Theorien zu einer Störung aus und wählen aus den dementsprechenden Behandlungsmethoden die geeignetste aus; meist werden mehrere Methoden miteinander kombiniert.

Gesundheitspsychologen
In Österreich ist auch die Ausbildung zum Gesundheitspsychologen gesetzlich genau geregelt. Desgleichen kann sie nur von Personen absolviert werden, die das Universitätsstudium der Psychologie abgeschlossen haben. Die Ausbildung umfasst einen etwa 1 bis 2 Jahre dauernden theoretischen und praktischen Teil mit begleitender Supervision. Hauptaufgaben von Gesundheitspsychologen sind vor allem präventive Ansätze zur Förderung und Erhaltung der Gesundheit, zur Verhütung von Krankheiten und im Falle einer bereits eingetretenen Erkrankung auch deren Behandlung zur Vorbeugung neuerlicher Krankheiten.

Psychotherapeuten
In Österreich sind die Rahmenbedingungen dieser Ausbildung gesetzlich geregelt. Diese Ausbildung ist nicht ausschließlich Akademikern (Psychologen, Ärzten, Pädagogen) zugänglich; so ist es beispielsweise ebenso Sozialarbeitern, Krankenschwestern, Kindergärtnerinnen, Lehrern und gelegentlich auch anderen Berufsgruppen möglich diese Ausbildung zu absolvieren. Nach einer Grundausbildung erfolgt eine vier- bis sechsjährige Spezialausbildung nach einer bestimmten psychotherapeutischen Methode (z.B. Gesprächs-, Gestalt-, Familien-, Gruppen-, Verhaltens-, Logotherapie, Psychoanalyse u.a.).

Psychotherapeuten absolvieren ihre Ausbildung nach den Anforderungen des Bundesministeriums grundsätzlich in einer, in Ausnahmefällen jedoch auch in mehreren therapeutischen Richtungen. Die konkrete Behandlungsweise eines Psychotherapeuten hängt demnach vom methodenspezifischen „Weltbild“ und den Mitteln der jeweiligen Therapie-Richtung ab. Sie sind somit gesetzlich an diese eine Methode gebunden.

Psychologen hingegen gehen von den psychologischen Theorien zu einer Störung aus und wählen aus den dementsprechenden Behandlungsmethoden die geeignetste aus.

Psychotherapie ist als ein eigenständiges Heilverfahren im Gesundheitsbereich zur Behandlung von psychisch, psychosomatisch und psychosozial bedingten Verhaltensstörungen und Leidenszuständen anerkannt. Das konkrete Ziel einer Psychotherapie ist nicht vorgegeben.

Es wird zu Behandlungsbeginn zwischen Psychotherapeuten und Klienten besprochen. In Abhängigkeit von der jeweiligen Persönlichkeit und vom Miteinander des Psychotherapeuten und des Klienten, kann eine Psychotherapie unterschiedlich verlaufen. Mittelpunkt der psychotherapeutischen Arbeit ist das Gespräch und der Austausch zwischen Psychotherapeuten und Patienten.

Es geht darum, bestehende Symptome zu beseitigen oder zumindest zu mildern, gestörte Verhaltensweisen und Einstellungen zu ändern und die Reifung, Entwicklung und Gesundheit des Klienten zu fördern und zu unterstützen. Psychotherapie ist in vielen Fällen eine längerfristige und tiefgehende Behandlung, die sich über Monate, manchmal sogar Jahre erstrecken kann. Dabei können auch weit zurückliegende Erfahrungen und Konflikte thematisiert werden.

Facharzt für Psychiatrie und Neurologie (Psychiater)
Psychiater und Neurologen haben Medizin studiert und eine 6 jährige Facharztausbildung in Psychiatrie und Neurologie absolviert. Sie sind somit Ärzte, die sich auf die Diagnostik und Behandlung von psychischen Störungen und Erkrankungen spezialisiert haben. Psychiater arbeiten zumeist auf psychiatrischen Stationen und/oder in freier Praxis.

Sie sind für die medikamentöse Behandlung sowie für die Überprüfung der Wirkung und Nebenwirkungen der Medikamente zuständig. Das Ärztegesetz regelt alle Einzelheiten. Zusätzlich absolvieren einige Psychiater eine Psychotherapieausbildung und sind somit außerdem als Psychotherapeuten tätig.

Freies Gewerbe
Es gibt sehr viele Energetiker, Heiler und dergleichen, die ihre Tätigkeit als freies Gewerbe ausüben. Die Gewerbeordnung 1994 kennt Tätigkeiten für deren Ausübung kein Befähigungsnachweis erforderlich ist. Wenn man derartige Leistungen in Anspruch nehmen möchte, ist besonders darauf zu achten, was bzw. welche Ausbildung die jeweilige Person zur Ausübung und zum Angebot der jeweiligen Leistung befähigt. Es ist nicht überall fundierte Psychologie drin, wo es drauf steht!